Zeitspuren
Entstehung eines architektonischen Juwels.
Die Reisnerstraße 41 spiegelt die reiche Geschichte und kulturelle Entwicklung dieses Stadtteils wider. Die Gegend war schon im Mittelalter als "Lantstrazz" oder “Niklasvorstadt” bekannt und die Hauptstraße des Ortes spielte eine bedeutende Rolle im Handel nach Ungarn. Mittelpunkt des Ortes war ein im 12. Jahrhundert gegründetes Frauenkloster. Trotz der Zerstörung durch die erste Türkenbelagerung im Jahr 1592, erlebte das Gebiet nach dem Sieg über die Türken 1683 eine rasante Entwicklung. Es entstanden prunkvolle Bauten, darunter das Schloss Belvedere und das Palais Schwarzenberg. Mit der Eingemeindung der Vorstädte im Jahr 1850 wurde die Gegend Teil des 3. Wiener Bezirks. Die Erbauung des Hauses Reisnerstraße 41 vor 150 Jahren steht exemplarisch für die Entwicklung des Viertels, das sich damals von einer landwirtschaftlichen Nutzung zu einem repräsentativen Wohn- und Geschäftsviertel wandelte. Anlässlich der Parzellierung der Vorstadt Landstraße wurden auch neue Straßenzüge festgelegt. Infolge des Börsenkrachs 1873 musste der Sohn von Fürst Metternich die Ländereien in der Gegend verkaufen, wodurch das Gebiet auf dem heute Nicolai1873 steht zum Verkauf gelang. Zahlreiche Botschaften und der neue Adel nutzen diese Gelegenheit und kauften Grundstücke, um repräsentative Gebäude zu errichten. Es entstanden etliche stattliche Miethäuser.
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Eines davon die Reisnerstraße 41, die beispielhaft für den architektonischen Stil und die Pracht der Zeit steht. Geplant und erbaut wurde das Haus unter der Leitung des Architekten Heinrich Ritter von Förster. Mit einer Fassade, die Elemente der italienischen Renaissance und barocke Motive in einer als "Neu-Wiener Renaissance" bekannten Stilrichtung vereint, demonstriert das Haus sowohl konstruktionstechnische als auch ästhetische Meisterleistungen der Epoche. Besonders hervorzuheben ist das prächtige Portal, das von zwei starken Säulen flankiert wird und dessen Türflügel durch kunstvolle Schmiedeeisenarbeiten geschützt sind, was den exklusiven Charakter des Gebäudes unterstreicht.
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Die Geschichte der Reisnerstraße 41 ist eng mit den Persönlichkeiten ihrer Eigentümer verknüpft, angefangen bei Dr. Gustav Ritter von Schlesinger, einem einflussreichen Bankier und Juristen, bis zu den verschiedenen nachfolgenden Besitzerinnen, die das kulturelle und soziale Gefüge Wiens prägten. Heute steht das Haus Reisnerstraße 41 nicht nur als Denkmal für die architektonische und gesellschaftliche Entwicklung Wiens, sondern auch als Zeuge der Stadtgeschichte, die sich in den Mauern eines jeden Gebäudes verbirgt.