Theophil von Hansen

Theophil von Hansen

Der Ringstraßengestalter

Jeder kennt sein vielleicht ikonischstes Gebäude: die Wiener Börse. Aus roten Backsteinen errichtet, erinnert sie so manchen Touristen an eine Ritterburg. Geplant hat sie der weltberühmte Architekt Theophil von Hansen. Er war einer der bekanntesten Schöpfer der Wiener Ringstraßengebäude – und dabei war er gar kein Wiener.  

 

Theophil von Hansen wurde am 13. Juli 1813 in Kopenhagen geboren, der große Architekt ist also Däne. Was sich jedoch nicht zwangsläufig auf den Stil, den er in seine Gebäude einbrachte, auswirkte. Theophil von Hansen absolvierte die Königliche Bauakademie in Kopenhagen, bevor er auf Reisen ging und acht Jahre in Athen verbrachte, wo er sich umfassend mit dem griechischen Baustil und byzantinischen Kunstformen beschäftigte. „Die Hellenen waren das erste Volk, welches die Freiheit und Gesetzmäßigkeit über alles liebte, und ihr Stil ist auch derjenige, welcher neben der größten Strenge und Gesetzmäßigkeit zugleich die größte Freiheit in der Entwicklung zulässt“, soll von Hansen einst gesagt haben.

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  • Handwerk
  • Architektur

In ähnlichem Stil wie die Wiener Börse erbaute der dänische Architekt auch das Palais Hansen am Schottenring (heute ein Luxushotel mit nach ihm benannten Restaurant) sowie jenen Teil des Wiener Arsenals, in dem sich heute das Heeresgeschichtliche Museum befindet – übrigens sein erstes großes Werk in Wien (wir haben uns erlaubt, hier etwas in der Zeitabfolge zu springen). Und wenn man meint, man wisse, welches sein berühmtestes Werk ist (nämlich wie eingangs erwähnt die Wiener Börse), dann überrascht einen ein weiteres, das dem vorigen in keinster Weise ähnelt: Theophil von Hansen zeichnet nämlich auch verantwortlich für das Parlament, und dieses bezeichnete er selbst als sein Hauptwerk. Ein komplett anderer Stil, könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Von Hansen war Vertreter des Wiener Klassizismus und Historismus (den er auch „Wiener Stil“ nannte). Das bedeutet, er ließ Elemente aus verschiedenen Epochen wieder aufleben. Und so sind etwa die Börse und das Arsenal mit byzantinischen, islamischen und gotischen Stilelementen bestückt, das Parlament hingegen bedient sich zahlreicher Symboliken und Architekturstile aus dem Antiken Griechenland. Erbaut wurden jedoch alle von Mitte des 19. Jahrhunderts weg, und nicht etwa in der Antike.

Schlagworte

  • Architektur
  • Design

Von Hansen war Vertreter des Wiener Klassizismus und Historismus (den er auch „Wiener Stil“ nannte).

Weitere bedeutende Gebäude, die Theophil von Hansen in Wien plante und errichten ließ, sind etwa die griechische Kirche auf dem Fleischmarkt im ersten Bezirk, die Akademie der Bildenden Künste oder die protestantische Kirche auf dem Matzleinsdorfer Friedhof, die man rechterhand erblickt, wenn man von der Südautobahn nach Wien einfährt. Auch der prunkvolle Wiener Musikverein geht auf die Kappe von Hansens, ebenso wie die Palais Epstein, Ephrussi und Todesco (hier zeichnet er allerdings lediglich für die Inneneinrichtung verantwortlich). Der (bereits zu Lebzeiten) berühmte Architekt starb am 17. Februar 1891 in Wien, nachdem er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen aus Wien, Griechenland, Großbritannien, Dänemark und Frankreich erhalten hatte. Sein Begräbnis mit Trauerzug über die Ringstraße war eines der größten, die je für einen Architekten abgehalten wurden.

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