Gründerzeithaus

Gründerzeithaus

Woran erkennt man ein Gründerzeitgebäude?

Heute sagen wir, sie sind wunderschön. Gründerzeithäuser prägen das Wiener Stadtbild und sind ein (vor allem Wiener) Kulturgut – in Österreich wurde laut Statistik Austria immerhin ein Fünftel aller Gebäude vor 1919 errichtet. Mit über 30 Prozent findet sich ein großer Teil der Gründerzeitgebäude in den inneren Wiener Bezirken, konkret: im ersten Bezirk und in den Bezirken vier bis neun. Doch wie sind sie entstanden und wodurch zeichnen sie sich aus?

 

Wien entwickelte sich im auslaufenden 19. Jahrhundert zur internationalen Metropole und war kurz vor Ende der Monarchie die drittgrößte Stadt Europas – noch größer waren nur Paris und London. Einfamilienhäuser waren nicht mehr gefragt – aufgrund der enorm schnell steigenden Bevölkerungszahlen mussten Lösungen gefunden werden, um all die Menschen in der Stadt unterzubringen.

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Gründerzeithäuser werden also zuallererst einmal durch die Periode, in der sie errichtet wurden, definiert. Während manche meinen, die Periode habe 1840 begonnen, legen andere das Datum auf das Revolutionsjahr 1848 oder auf den Fall der Wiener Stadtmauer 1850 fest. Wie dem auch sei, einig ist man sich, dass die Gründerzeit zwischen 1840 und 1850 begann und mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 endete. Die großen Gründerzeit-Zinshäuser waren geboren, denn damals lautete die Devise: So viele Wohnungen wie möglich auf möglichst geringem Raum.

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Das hat sich bis heute zum Glück geändert, in den Innenräumen sind seitdem zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Möglich war das, weil das „weiche“ Baumaterial Ziegel den Gebäuden eine hohe Flexibilität in puncto Raumaufteilung verleiht – Wohnungen in diesen Altbauten lassen sich leicht zusammenlegen oder teilen, auch über mehrere Etagen hinweg. Womit wir schon bei Kriterium Nummer Eins wären, woran man ein Gründerzeithaus erkennt: Vollziegelmauerwerke. Gründerzeithäuser wurden konträr zur heute oft angewendeten „Billigbauweise“ gebaut. Während viele moderne Gebäude schon nach rund 50 Jahren ihre Lebensdauer überschritten haben, stehen zahlreiche Gründerzeitgebäude (so sie nicht von ihren Besitzern heruntergewirtschaftet und abreißen gelassen wurden) bereits seit 100 bis 150 Jahren felsenfest. Und das liegt unter anderem daran, dass die Rohbaukonstruktion aus Ziegelmauerwerk besteht. Dieses schafft angenehme Temperaturen im Inneren des Gebäudes und macht es überdies atmungsaktiv. Ein weiterer Vorteil ist, dass die dicken Außenwände Lärm wunderbar abschirmen. Die Wände wurden direkt vom Keller bis zum Dach hochgezogen, und zum Verputzen wurde damals Kalkputzfassade verwendet, ein nachhaltiges Baumaterial, das als sehr langlebig und wartungsarm gilt.

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